Ich bin als Vertreterin des Geburtenjahres 1982 zwar noch gerade so pro forma aber mit Sicherheit nicht wirklich ein digital native. Zwar bin ich in der digitalen Welt erwachsen geworden, aber im Vergleich zu den heutigen Kindern und Jugendlichen begann bei mir die Integration der digitalen Welt in die meinige doch recht spät. Aber es treffen natürlich einige charakteristische Merkmale, die Marc Prensky in seinem 2001 veröffentlichen Aufsatz über digital natives beschreibt, durchaus auch auf mich zu. Und natürlich bewege ich mich inzwischen nicht nur privat, sondern auch beruflich seit einigen Jahren in den sozialen Medien – wie sollte es anders sein.
Dennoch, an manchen Tagen jedoch habe ich das Gefühl, welches meine Generation+ haben muss (Prensky nennt diese „digital immigrants“) – es ist alles irgendwie zu komplex, zu schnell und gefühlt irreal. An all den anderen Tagen verstehe ich die Menschen nicht, die genau dieses denken und sich außerhalb von E-Mail und Telefon nicht erreichen lassen. Beruflich bin ich fast den ganzen Tag online erreichbar, derweil ich in Phasen überwiegend offline agiere. Die spannendsten Situationen in meinen Jobs ergeben sich noch immer offline, die am schwierigsten zu überwindenden Herausforderungen in der Regel online.
Meine Erfahrungen, Erlebnisse und Aha-Momente aus meinem Alltäglichen teile ich wie jeder andere mit den Menschen um mich herum, sie profitieren davon (Menschen lieben Geschichten über Andere zum heimlichen Spiegeln der eigenen Aktionen) genauso wie ich (mein Kopf entleert sich etwas).
Aber, am Ende des Tages, der Woche, des Projektes oder des Auftrags ist mein Kopf noch immer oft gefüllt von Erlebnissen, Ideen, Optimierungsmöglichkeiten und geeigneten Tools für PR- und Projektarbeit. Es leidet daher vorrangig mein privates Umfeld und behauptet, ich würde beginnen vor mich hin zu brabbeln. Einzelne würden sich gerne mit mir darüber unterhalten, aber angeblich winke ich oft ab und bin bereits beim nächsten Gedanken. Manchen unterbreite ich quasi ungefragt fertige Strategien und Umsetzungsmöglichkeiten, so was ist zwar nett, aber schadet auf Dauer doch meinem eigentlichen Geschäft.
Ich bin Einzelkämpferin in meinem Job, auch wenn ich beständig wechselnd in großen und kleinen Teams agiere, manchmal mit Hut auf, manchmal an der Leine. Dies geht Vielen so. Das macht den Reiz der Selbständigkeit aus. Will man dies nicht, so muss man seine Situation verändern. Ich will meine Situation nicht verändern, denn ich bin sehr zufrieden. Aber ich werde mein Brabbeln kanalisieren müssen und damit optimalerweise etwas von dem weitergeben was nicht nur Einzelnen, sondern auch Anderen von Interesse und von Nutzen sein kann. Und zwar hier. Auf meinem ersten ganz eigenen Blog.
Immer locker bleiben!
Wie eingangs schon geschrieben, ich bin kein digital native im eigentlichen Sinne, ich bin auch nicht besonders technisch versiert oder beständig auf der Suche nach den aktuellsten technischen Trends. Ich bin Geisteswissenschaftlerin, die seit Jahren von Nerds und Freaks umgeben ist. Ich verstehe mittlerweile eine ganze Menge davon, aber es interessiert mich tatsächlich nur begrenzt. Stattdessen nutze ich mein eingeübtes einäugiges Sehen für nervendes Nachfragen und Nachbohren im Rahmen von Aufträgen und Projekten wenn es mal wieder aus technischer Sicht heißt: „Das geht nicht!“ oder „Das können wir nicht machen.“ Sehr oft übrigens mit Erfolg 🙂
Was die Umsetzung meines eigenen Blogs betrifft, handhabe ich es genauso, wie ich es einem Kunden niemals empfehlen würde. Selbstverständlich erarbeiten wir dabei nämlich erst die Strategie und handeln dann. Und genau hier muss ich grinsen, denn die Argumentation der Kunden an dieser Stelle nutze ich heute mal für mich selbst: „Manchmal ist es gut auch einfach den ersten Schritt zu machen und loszulaufen und nicht immer alles zu zerdenken!“ Und dies ist heute für mich stimmig, denn das Ziel ist formuliert, die Begeisterung ist da, das richtige Medium gewählt. Es sollte jetzt endlich losgehen, wenn ich mein Vorhaben jemals in die Tat umsetzen möchte. Dinge dürfen wachsen und bei guter Pflege auch gedeihen. Das ist der Plan. Peu a Peu etwas aufzubauen.
Als Projektfrau habe ich natürlich für alles einen Plan, sowohl die Zeit als auch Ressourcen betreffend. Ich weiß wo meine Kompetenz aufhört und die der anderen beginnt. Für das eigene Baby ist das so eine Sache: Ich habe das Blog-Theme zum Beispiel aus rein ästhetischen Gründen ausgesucht. So etwas macht man nicht. Aber ich fand es viel schöner so, als zuerst alles technisch durchdenken (lassen) zu müssen. Jetzt habe ich mich entschieden und gebe den Rest natürlich in andere Hände. Deshalb, weil hier meine Entscheidungsfreiheit in Hinblick auf meine vorhandene Kompetenz aufhört.
Von Grafik habe ich zum Beispiel insofern eine Ahnung, dass ich einschätzen kann, ob es eine entsprechende Idee transportiert und ob es für die jeweilige Zielgruppe oder Auftraggeber passen kann. Von der konkreten Umsetzung eher keine. Auf diesem Blog werde ich also nicht selbst anfangen Grafiken zu erstellen, sondern wenn ich es wichtig finde, welche erstellen lassen. Gut so. Alle notwendigen technischen Maßnahmen und SEO-Optimierungen gehören ebenso zu einem Blog und finde ich auch extrem wichtig (Natürlich will ich gefunden werden!). Aber was mir schwerfällt, fällt Anderen ganz leicht. Die ToDo-Liste an und von meinem WordPress-Vertrauten wird wohl lang werden und auch sonst wird es Stolpersteine, Fehler und Engpässe geben. Aber was soll’s, ich bin kein digtial native – ich nehms locker!
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